»Paradaïz« von Matea Radic
In »Paradaïz« setzt sich die Filmemacherin Matea Radic mit ihrer Kindheit in Sarajevo und dem Zurückkommen dorthin auseinander. Im Flugzeug trinkt sie noch Tomatensaft für den Druckausgleich. Auf dem Weg in ihre Wohnung begegnet sie immer mehr von den gelben Smiley-Stickern, die wie als Brotkrumen ausgelegt werden. Im langen Treppenhaus finden sich noch mehr davon. Endlich in der Wohnung angekommen, stehen die Möbel an der Wand und Matratzen klemmen vor dem Fenster. Im Kühlschrank dann eine Tomate, die blutet, sie schließt den Kühlschrank, die Tomate explodiert. Die explodierende Tomate steht für den Bosnienkrieg, die gelben Smileys und die lange Treppe für den Weg der Protagonistin zurück zum Erinnern daran. Nach der Explosion entdeckt sie eine kleine Miniaturwohnung, mit einem kleinen Mädchen. Das Mädchen zeigt der Protagonistin, dass man die Tomate nicht ignorieren darf, sondern die Stelle mit einem Pflaster, das vorher eine Schnecke war, behandeln muss. Die beiden Mädchen zeigen zwei Perspektiven auf den Krieg erzählt die Filmemacherin im Gespräch nach dem Screening.
Smiley-Sticker, Explodierende Tomaten, Matratzen in den Fenstern während des Krieges, Möbel an Orte wo sie eigentlich nicht hingehören. An Symbolik in »Paradaïz« wird nicht gespart, aber die Symbolik steht erstmal für sich und dann auch darüber hinaus für klare Bilder, deswegen wirkt es auch nie überfrachtet. Sehr viel lässt sich schreiben und analysieren an diesem 10-Minüter, dessen inhaltliche Brisanz durch den an Stefanie Sargnagel erinnernden Animationsstil erst später wirklich durchschimmert. Da fliegen einem wie der Protagonistin selbst schonmal regelrecht die Augen aus dem Kopf. JONAS FRITZSCHE
»Paradaïz«
Matea Radic
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm
Animationsfilm
Kanada
2025
10 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: Keine
Deutsche Premiere
Teil der Kompilation Rauch und Schall
31.10.2025, 18:00- CineStar 2
01.11.2025, 18:00- UT Connewitz
