Allgemein Filmrezensionen

Reden und Lachen über den Völkermord

»Kumva – Which Comes from Silence« von Sarah Mallégol

Spätestens seit »Hotel Ruanda« von 2004 dürfte der grausame Genozid in Ruanda einer weiten filmaffinen Bevölkerung ein Begriff sein. 1994 ermordeten dort Angehörige der Ethnie der Hutu zwischen April und Juli nach je nach Schätzungen über eine Million Tutsi, dazu Folter und Vergewaltigungen – eine Tat, die »selbst die feinste Sprache auf der Welt nicht in Worte fassen kann«, wie es dann in Sarah Mallégols Film »Kumva – Which Comes from Silence« heißt.

Die Französin verlebte eine glückliche Kindheit in Ruanda und will unter anderem herausfinden, was aus ihrem damaligen Kindermädchen geworden ist. Dafür spricht sie mit denen, die das Grauen überlebt haben und jetzt darüber reden können, zumindest teilweise: Hauptsächlich Mütter und ihre Kinder, die an damals, wenn überhaupt, nur dunkle Erinnerungen haben. So gefasst die Protagonisten trotz des erlebten Massenmords wirken, mag man sich kaum vorstellen, welche Traumata auf jedem Einzelnen und auf dem ganzen Land liegen – auch auf den Nachkommen der Täter.

Denn die Regisseurin lässt auch einen Sohn eines sogenannten Génocidaires zu Wort kommen, der am gebrochensten wirkt. Und trotz des Unsagbaren lässt die Dokumentarfilmerin auch immer wieder Hoffnung aufblitzen, etwa im Gespräch zwischen zwei Söhnen von Täter und Opfer, die sich annähern. Oder bei den Tutsi-Brüdern, die ihren Vater verloren haben, in ihrer Trauerarbeit aber zumindest darüber lachen können, dass er gut gekleidet in einem Anzug umgebracht wurde. Ein beeindruckendes, nicht leicht zu verdauendes Werk, das mit reduzierten Mitteln Einblick in eine der größten menschlichen Katastrophen des letzten Jahrhunderts gibt.

»Kumva – Which Comes from Silence«

Sarah Mallégol

Frankreich 2022, 108 Minuten

12.10., 20 Uhr, CineStar 4

13.10., 21 Uhr, Cinémathèque

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