Allgemein Filmrezensionen

Ein Leben lang im Krieg

»The Gate« von Jasmin Herold, Michael David Beamish

Dugway Proving Ground ist so etwas wie die Hexenküche des US-Militärs: Auf dem abseitigen Areal in Utah testet die Armee biologische und chemische Kampfstoffe. Viele Details sind natürlich top secret und somit für Außenstehende unklar. 

Ebenso mysteriös ist das nächtliche Verschwinden eines jungen Soldaten vom Gelände. Die verzweifelte Suche des Vaters nach den genauen Umständen bildet eine der Säulen des Films, der sich aber über das reine örtliche Phänomen zu einer Auseinandersetzung mit Krieg und seinen persönlichen Folgen ausweitet.

Dazu findet er weitere starke Protagonisten: Etwa einen dort lebenden Japaner, der im Bauch seiner schwangeren Mutter – obwohl nur wenige Hundert Meter entfernt – den Einschlag der Atombombe in Hiroshima überlebte. Oder traumatisierte Soldaten, deren Erlebnisse in den Einsatzgebieten bis heute ihre Echos werfen, als Narben in Seele und Geist. Zwar sparen die beiden Männer nicht mit Kritik an der US-Armee und Waffengewalt – ironischerweise wird aber ein Sohn ebenfalls Soldat, der andere findet über den US-alltäglichen Privatwaffengebrauch Zugang zu seinem jahrzehntelang abwesenden Vater.

Ein starkes Werk, das bedrückend und authentisch zeigt, dass es nach einem Krieg kaum Gewinner gibt. MARKUS GÄRTNER

The Gate

R: Jasmin Herold, Michael David Beamish 
88 Minuten 

Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm

12.10.2023 
19:30 
Hauptbahnhof Osthalle 
Eintritt frei 

13.10.2023 
20:00 
Schauburg 

15.10.2023 
20:30 
Passage Kinos Astoria

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