The Green and Pleasant Land
Anhand von Online-Kommentaren erforscht Max Colson via digitaler Karte das Heimatgefühl seiner Landsleute. Mit Schäfchen auf Hügeln, Telefonzellen, Familien, grünen Wiesen und anderen Texturen, die zur Grundausstattung eines Amateur-Animationsprogramms gehören, erschafft er ein trügerisches Bild, das mit der Realität recht wenig zu tun hat. Max Colson verzichtet komplett auf fremdenfeindliche Kommentare, trotzdem schwingt im Stolz der Briten auf ihr Land auch immer die Abwehr des Fremden mit und so ist »The Green and Pleasant Land« auch ein eindrücklicher Beitrag zum Rechtsruck in Europa.
It’s Going to Be Beautiful
Wenn der Amerikanische Präsident großspurig verkündet, er werde eine riesige Mauer an die mexikanische Grenze setzen, dann gibt es nicht nur Kopfschütteln. Auf Mauerbau spezialisierte Firmen reiben sich die Hände und entwickeln unüberwindbare Prototypen. Und wer hätte gedacht, dass man eine Mauer so unterschiedlich denken kann: Zum Durchschauen oder blickdicht, sandfarben oder im schönsten Betongrau. Nur in der Höhe sind sich alle einig: Die Vorgabe ließ auch kleinere Bauarten zu, doch alle haben sich ans Maximum gehalten. Der Präsident hätte es halt gerne »huuuuge«. Und nun stehen diese Prototypen an der Grenze zwischen Amerika und Mexiko und werden von Beamten auf ihre Unüberwindbarkeit getestet – eigentlich streng geheim, man will ja niemandem Tipps geben. Luis Gutiérrez Arias und John Henry Theisen haben die Kletterversuche aus sicherer Distanz beobachtet und mit »It’s Going to Be Beautiful« – der Titel ist natürlich ein Trump-Zitat – ein absurd schönes Porträt der aktuellen Grenzvorgänge geschaffen.
Atmahaú Pakmát
Für seinen Film »Atmahaú Pakmát« musste Cameron Quevedo eben diese Grenze einige Male überqueren. Mit Kameraequipment und dem Wunsch, einen Film über die traditionelle Herstellung von Lehmziegeln zu machen. Dafür besucht er eine Familie in Mexiko, in der Vater und Söhne gemeinsam den Lehm hauen und bearbeiten, wie es ihre Familie seit Generationen macht. Ein teils sehr poetischer Blick auf vergangene Zeiten und das ursprüngliche Mexiko.
Oro Blanco
Wer hätte es gedacht: In der argentinischen Salzwüste gibt es bezaubernde Lamas – und zwar jede Menge davon! 115 genügsame Tiere, die mit einer Seelenruhe durch die Wüste streifen sind in »Oro Blanco« zu sehen. Doch das Wasser wird knapp. Und damit auch das Gras. Und damit ist auch die komplette Existenz der Bauern gefährdet, deren Familien dort seit Jahrhunderten angesiedelt sind und sich nicht nur um die Lamazucht, sondern auch um die Salzgewinnung kümmern. In groß inszenierten Bildern wird die Schönheit dieser Wüste deutlich, die ein großes Problem hat: Es gibt Lithium. Das lässt sich die Industrie nicht entgehen, und so wird das Wasser der Bauern umgeleitet, ihr Land zerstört. »Oro Blanco« ist ein Film voll Ruhe und Lamas in einer Landschaft, die es wohl bald so nicht mehr geben wird. Dafür können wir uns jedes Jahr ein neues Smartphone mit Lithium-Ionen-Akku holen. Yay!
HANNE BIERMANN