Allgemein Hinter den Kulissen

»Peacemaker« gewinnt Goldene Taube

Die Preisträger beim 68. Dok Leipzig

Die Preisträger*innen der 68. Ausgabe von DOK Leipzig stehen fest. Die sieben Goldenen und zwei Silbernen Tauben sowie zahlreiche Partnerpreise wurden am Samstag in der Leipziger Schaubühne Lindenfels vergeben.

Im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm ging die Goldene Taube Langfilm an Ivan Ramljak für„Peacemaker(Mirotvorac | Kroatien). Der Preisträgerfilm blickt auf die Anfänge des serbisch-kroatischen Krieges und auf einen Polizeichef in Slawonien zurück, der sich entschlossen um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien bemühte. „Ein spezifisches Ereignis in einer ganz bestimmten Region wird hier zu einem Film von universeller Bedeutung“, hieß es in der Jurybegründung. Die Goldene Taube ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk. Überreicht wurde der Preis durch Thomas Beyer, Dokumentarfilm-Redakteur beim MDR.

Die Goldene Taube Kurzfilm, verbunden mit 3.000 Euro, erhielt Matilde-Luna Perotti für „After the Silence“ (Después del silencio | Kanada), eine Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch innerhalb der Familie. „Das Unausgesprochene zu hören steht bei diesem minimalistischen Ansatz im Vordergrund, ebenso wie die Schwierigkeit, von etwas so Schwerwiegendem im Familienumfeld zu erfahren“, so die Jury.

Die Gewinnerfilme der Goldenen Tauben im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm qualifizieren sich für die Nominierung der jährlich vergebenen Academy Awards, vorausgesetzt sie erfüllen die Vorgaben der Academy.

Die Silberne Taube Langfilm, gestiftetvon 3sat für den besten langen Dokumentarfilm eines Regietalents im Nachwuchsbereich, erhielt Gregor Brändli für „Elephants & Squirrels (Schweiz). Er begleitet die sri-lankische Künstlerin Deneth Piumakshi Veda Arachchige, die in der Schweiz auf die Sammlung einer indigenen Gemeinschaft ihres Landes stößt und sich daraufhin für die Restitution der Objekte engagiert. Die Jury lobte die „die minutiöse Darstellung eines letztlich erfolgreichen Kampfes“. Markus Dillmann, CvD bei 3sat, überreichte den mit 6.000 Euro dotierten Preis an den Filmemacher.

Die mit 1.500 Euro dotierte Silberne Taube Kurzfilm für den besten kurzen Dokumentarfilm eines Regietalents im Nachwuchsbereich, gestiftet von der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM), ging an String Pieces (Garak | Südkorea) von Vatae Kimlee. Darin stößt eine Studentin auf ein aufgezeichnetes Gespräch mit ihren Großeltern, die von ihrer Vergangenheit in der südkoreanischen Stadt Incheon erzählen. Die Jury betonte die „kreative Mischung von Animation und Dokumentarfilm“. Den Preis überreichte Katja Röckel vom Medienrat der SLM.

Über die Preisträger*innen im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm entschieden Heleen Gerritsen, Alain Kassanda, Annie Ohayon-Dekel, Kazuhiro Soda und Jim Stark.

ImInternationalen Wettbewerb Animationsfilmging die Goldene Taube Langfilm, dotiert mit 3.000 Euro, an Seth Scriver und Peter Scriver für Endless Cookie (Kanada). Mit viel Humor erzählen sie darin ihre Geschichte: einer der Halbbrüder lebt in Toronto, der andere in Shamattawa, einer Gemeinde der indigenen Cree. „Dies ist ein Film, der aus dem Chaos des Alltags Kraft und Hoffnung schöpft. Eine Geschichte über das Filmemachen, über generationenübergreifende Weisheit und Liebe“, so die Juror*innen Betina Kuntzsch, Aneta Ozorek und Jonatan Schwenk.

Die Goldene Taube Kurzfilm in Verbindung mit 1.500 Euro erhieltMatea Radic für Paradaïz(Kanada). Darin blickt sie auf ihre Kindheit während des Bosnienkriegs zurück, verbunden mit schönen und traumatischen Erinnerungen. Die Juror*innen lobten die „Verwundbarkeit [des Films], seine fantasievolle und nachvollziehbare Bildsprache und seine spielerische Herangehensweise. Eine berührende Stimme für alle, die ihre Heimat wegen Kriegen verlassen mussten.“

Der Gewinnerfilm der Goldenen Taube Kurzfilm qualifiziert sich für die Nominierung der jährlich vergebenen Academy Awards, vorausgesetzt er erfüllt die Vorgaben der Academy.

ImDeutschen Wettbewerb Dokumentarfilmging die Goldene Taube Langfilm an Active Vocabulary (Deutschland) von Yulia Lokshina. Anhand der Geschichte einer jungen Lehrerin widmet sich der Film der Frage, wie die Institution Schule vom russischen Staat für seine Zwecke benutzt wird. „Mit großer Präzision und Souveränität übersetzt Yulia Lokshina Erfahrungen im Kampf um die Wahrheit in eine eindringliche filmische Sprache. So entsteht ein Raum, der uns auffordert, der Angst vor Überwachung entschieden entgegenzutreten“, lobte die Jury. Der Preis ist dotiert mit 10.000 Euro, gespendet von Doris Apell-Kölmel und Michael Kölmel.

Die Goldene Taube Kurzfilm, in Verbindung mit 1.500 Euro, erhielt Jana Rothe für Boma a Bopa (Luxemburg, Deutschland), Alltagsbeobachtung und Zeitreise in die Jugend der eigenen Großeltern. „Mit präziser Cadrage dokumentiert der Film Räume, die über das Sichtbare hinausweisen, Räume, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Ein Film, der dem Ende des Lebens mit großer Zärtlichkeit entgegensieht – prägnant, verspielt, berührend“, so die Juror*innen Maike Mia Höhne, Gerd Kroske und Ines Weizman.

Eine Lobende Erwähnung erhielt der Kurzfilm „Cold Call“ (Deutschland) von Stefanie Schroeder.

Mit der Goldenen Taube imPublikumswettbewerb wurde der DokumentarfilmCutting Through Rocks“ (Uzak yollar | USA, Iran, Deutschland, Niederlande, Katar, Chile, Kanada) von Sara Khaki und Mohammadreza Eyni ausgezeichnet. Darin setzt sich die Protagonistin Sara in ihrer ländlichen Gemeinde im Nordwesten des Iran für feministische Werte ein und kandidiert als erste Frau in der Geschichte ihrer Kommune für den Gemeinderat. „Der Film erzählt Saras Geschichte aus den intimsten und privatesten Blickwinkeln und erzeugt damit Momente voller Leichtigkeit und Schwere, Begeisterung und Enttäuschung, die zeigen, dass, wie die Protagonistin selbst erzählt, ‚unkonventionelles Handeln Konsequenzen hat‘“, betonten die Juror*innen Henry Engelberg, Fine Fritzke, Lara Goldberg, Višnja Jurić-Krappmann und Moritz Mahltig. Der Preis ist dotiert mit 3.000 Euro und wird anteilig gestiftet von der Leipziger Gesellschaft zur Förderung der Filmkunst e. V. und der Leipzig Stiftung. Den Preis überreichte Christoph von Berg, Geschäftsführender Vorstand der Leipzig Stiftung.

Die Preisträgerfilme der Goldenen und Silbernen Tauben in der Übersicht:
 
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm
Goldene Taube Langfilm: „Peacemaker“ (R: Ivan Ramljak | HR 2025) 
Goldene Taube Kurzfilm: „After the Silence“ (R: Matilde-Luna Perotti | CA 2024)
Silberne Taube Langfilm: „Elephants & Squirrels“ (R: Gregor Brändli | CH 2025)
Silberne Taube Kurzfilm: „String Pieces“ (R: Vatae Kimlee | KR 2024) 

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm
Goldene Taube Langfilm: „Endless Cookie” (R: Seth Scriver, Peter Scriver | CA 2025)
Goldene Taube Kurzfilm: „Paradaïz”(R: Matea Radic | CA 2025).

Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm
Goldene Taube Langfilm: „Active Vocabulary“ (R: Yulia Lokshina | DE 2025)
Goldene Taube Kurzfilm: „Boma a Bopa“ (R: Jana Rothe | LU, DE 2025)

Publikumswettbewerb
Goldene Taube: „Cutting Through Rocks“ (R: Sara Khaki, Mohammadreza Eyni | US, IR, DE, NL, QA, CL, CA 2025)

Partnerpreise

Bereits am Samstagnachmittag wurden in der Schaubühne Lindenfels die Partnerpreise des Festivals verliehen.

Mit dem ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, verbunden mit 2.000 Euro, wurde Patience Nitumwesiga für The Woman Who Poked the Leopard“ (UG, ZA, DE, US) ausgezeichnet. Die Filmemacherin erhielt zudem den DEFA-Förderpreis in Verbindung mit 4.000 Euro, gestiftet von der DEFA-Stiftung.

Den MDR-Filmpreis in Höhe von 3.000 Euro für einen herausragenden osteuropäischen Dokumentarfilm erhielt Anastasiya Miroshnichenko für Welded Together (FR, NL, BE). 

Der Preis der Interreligiösen Jury, dotiert mit 2.000 Euro, ging an Srđan Kovačević für The Thing to Be Done (Ono što treba činiti | HR, RS, SI). Der Preis wird gestiftet vom VCH-Hotel Michaelis in Leipzig sowie dem Interreligiösen Runden Tisch und dem Oratorium Leipzig. Die Jury sprach zudem eine Lobende Erwähnung an Jennifer Chiu für „Clan of the Painted Lady“ aus.

Mit dem Young Eyes Film Award wurde Fantastique(BE, FR, NL) von Marjolijn Prins ausgezeichnet. Der Preis ist dotiert mit 2.000 Euro, wird gestiftet von der Europäischen Stiftung der Rahn Dittrich Group für Bildung und Kultur und vergeben von der Jugendjury in Kooperation mit der LFD – Fachstelle für Medien und Bildung.

Mit dem Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI Preis) wurde The Red Moon Eclipse (L’éclipse de la lune rouge | BE) von Caroline Guimbal geehrt.

Den mephisto 97.6 Preis erhielt der kurze AnimationsfilmOnce in a Body(Una vez en un cuerpo | CO, US) von María Cristina Pérez.

Erstmals hat die Jury aus Strafgefangenen der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen zwei Preise vergeben. Der Gedanken-Aufschluss Dokumentarfilm ging an „Sedimente“ (CH, DE) von Laura Coppens. Der Gedanken-Aufschluss Animationsfilm ging an Clot“ (Klonter | BE) von Levi Stoops.

Den film.land.sachsen-Preis für Filmkultur im ländlichen Raum, verliehen in Kooperation mit dem Filmverband Sachsen e. V., erhielt Karoline Rößler für Intersection – Alles ist politisch.  

Der Filmpreis Leipziger Ring ehrt einen Dokumentarfilm über Menschenrechte, Demokratie oder bürgerschaftliches Engagement, wird gestiftet von der Stiftung Friedliche Revolution und ist versehen mit einem Preisgeld von 2.500 Euro. Der Preis wurde am Samstagvormittag in der Hochschule für Grafik und Buchkunst an Artem Ryzhykov und Juan Camilo Cruz für „A Simple Soldier“ (UA, US, UK) vergeben.

Insgesamt wurden bei DOK Leipzig 32 Preise vergeben. Bei der 68. Festivalausgabe waren 252 Filme und Extended-Reality-Arbeiten aus 55 Ländern in den Leipziger Spielstätten zu sehen.
 

Alle Jurybegründungen und Preise inkl. Lobende Erwähnungen finden Sie hier: Preisträgerliste DOK Leipzig

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert