Allgemein Filmrezensionen

Motte gegen Monitor

Kurzweilig: »Ploo« verhandelt Unendlichkeit im Spiel von Vektor versus Pixel

Eine Vektorgrafik hat einige Vorteile gegenüber der Rahmengrafik. Sie lässt sich zum Beispiel ohne Qualitätsverluste vergrößern oder verkleinern. So kann das Dok Leipzig sein Logo auf verschiedenen Geräten anzeigen lassen, auf Flyer oder Plakate drucken oder auf Leinwänden zeigen, ohne dass es pixelig ausfranst und komisch aussieht oder gar nicht mehr zu erkennen ist. Die Vektorgrafik hat jedoch den Nachteil, dass sie sich nicht so gut für fotorealistische Darstellungen eignet. Oder, um es mit den Worten von »Ploo« zu sagen: »Vector graphics are a method of creating worlds using math in computer programs.«

Beim Thema Mathe. Die Funktion y=a ⋅ sin (bx+c) beschreibt eine Sinuswelle, ein Baustein des Klangs. Klang in Form von Quietschen, tiefen Gongs und hartem Brummen ist erst einmal zu hören, wenn Strichmännchen aus einfachen weißen Linien am Fließband ihnen gleichende andere Strichmännchen produzieren. Bald wird die animierte Welt bunt – Schmetterlinge, Bäume und ein gelber Kreis, der wohl die Sonne sein soll. Oder auch die stetige, nicht enden wollende Wiederholung von Geschäftszahlenkurven im Leben von Business-Männern in den typischen Anzügen, die eher Uniform sind denn Bekleidung. Schon wieder Fließband und scheinbare Unendlichkeit – wie beim Fiepen des Herzschlags oder im Alptraum von der vergeblichen Suche nach Tür B1. Nachdem die unangenehmen, geradezu bedrohlichen Seiten der Unendlichkeit vorgeführt wurden, betritt die Pixelgrafik die Bühne. Und mit ihr Begrenzung, Begrenztheit und Molekularität. Die erfährt der Betreiber des Vector-Techstores unter anderem in Form der Falten in seinem Gesicht. Der Vektor-Superlooper, den er seit Jahren für den richtigen Moment aufbewahrt, kommt dank einer Motte nicht zum Einsatz. Und in der Pixelgrafik fallen seine Falten gar nicht mehr so auf. Ein hübsches Vergnügen. FRANZISKA REIF

»Ploo«

Jon Frickey

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Animationsfilm

Deutschland 2025

15 Min., Englisch, Untertitel: keine, Deutsche Premiere

https://www.dok-leipzig.de/film/great-history-western-philosophy/programm

28.10.2025, 18 Uhr, Cinémathèque, Teil der Kompilation »Von Schuften und Schaffen«

30.10.2025, 14 Uhr, Cinestar 6, Teil der Kompilation »Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 3«

31.10.2025, 12 Uhr, Cinestar 2, Teil der Kompilation »Von Schuften und Schaffen«

1.11.2025, 17 Uhr, Passage Kinos Astoria, Teil der Kompilation »Von Schuften und Schaffen«

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