»The Woman Who Poked the Leopard« von Patience Nitumwesiga
Stella Nyanzi zeigt aus Protest ihre Brüste und nutzt teils eine sexualisierte und beleidigende Sprache. Allein, was sie in den ersten Minuten in ihren Gedichten über die Genitalien der Mutter des ugandischen Präsidenten sagt, würde jedem Ghetto-Rapper Respekt abverlangen. Doch das ist eben nur eine, fast in die Irre führende Facette der promovierten Anthropologin und Aktivistin, die in der Hauptstadt Kampala für einen Sitz im Senat kandidiert.
Die Kamera begleitet die meist im maximalen Energiemodus operierende Powerfrau bei ihrer Kampagne auf der Straße, mit ihrer Familie und bei TV- und Gerichts-Auftritten. Denn zuvor war die Aktivistin bereits in U-Haft, sie redet auch die Richterin gefühlt minutenlang in Grund und Boden, ehe der Saal geräumt werden muss. Von derartig verbalgewaltigen Auftritten gibt es einige, ob an ihrer Uni oder gegen die Polizei, die tagelang das Haus der Oppositionellen belagert hat. Das Filmteam musste das Material teils noch vor dem Sichten außer Landes schaffen.
Doch man sieht auch die Schattenseiten aus dem Polit-Leben der stets vor Optimismus sprühenden Feministin: Die drei Kinder werden auch für die politische Arbeit eingespannt, und trotz aller Liebe sorgt sich vor allem die Tochter um das gemeinsame Familienleben und der verloren gehenden Verbindung der Mutter zu den pubertierenden Zwillingssöhnen.
Es ist der erste Dokumentarfilm der Regisseurin Patience Nitumwesiga, die vor allem auch die Auswirkungen des oppositionellen Engagements derartiger Aktivisten auf das Privatleben zeigen wollte und keine “Vakuumhelden”, wie sie erklärt. Dabei gelingt ihr ein facettenreiches Porträt einer faszinierenden, einnehmenden Powerfrau, die mittlerweile von Deutschland aus ihren – leider notwendigen – Kampf fortführt: Der heftig umstrittene ugandische Präsident Yoweri Museveni will sich 2026 zum siebten Mal “wählen” lassen… MARKUS GÄRTNER
»The Woman Who Poked the Leopard«
Patience Nitumwesiga
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm
107 Minuten
Uganda, Südafrika, Deutschland, USA
Sonntag, 2. November, 17:00 – 18:50 / CineStar 4
https://www.dok-leipzig.de/film/woman-who-poked-leopard/programm
