»Lines« von Martin Schmidt
Wenn es je einen Film gab, bei dem die Warnung, der Film könne Epilepsie auslösen, angebracht war, dann ist es »Lines«. Drei Minuten lang tobt auf der Leinwand der pure Stress in Form von, man kann es sich wohl denken, geraden Linien. Schwarzen und roten Linien – guten und bösen Linien? Vielleicht, aber nicht unbedingt. Denn die Linien drängen zwar darauf, mehr Platz einzunehmen, aber sie vermischen sich auch. Und immer dabei ist, mal mehr, mal weniger, auch etwas zartes Lila. Die Interpretation bleibt natürlich im Auge des Betrachters (vorausgesetzt, er hält es aus, die Warnung sollte wirklich ernst genommen werden). Aber nichts bei diesem Kräftemessen zu fühlen, ist wohl kaum möglich. Die Musik, der Sound oder eher die Klangwelt, die das Vor und Zurück, Auf und Ab der Linien begleitet, ist bedrohlich und perfekt abgestimmt. Bis, nach drei bedrückenden und eindrucksvollen Minuten, einmal tief durchgeatmet wird. Der Rest ist loslassen, entspannen, zurücklehnen und genießen, man hat es sich verdient. »Lines« ist Kunst, visuell, auditiv und ganz sicher auch emotional. ALEXANDER BÖHLE
»Lines«
R: Martin Schmidt
Deutschland 2024, 4 Minuten
01.11. 21:00 Uhr Cinémathèque in der Nato (Teil der Kompilation »Die Kreativität konstruktiver Köpfe«)
02.11. 18:00 Uhr Cinestar 5 (Teil der Kompilation »Die Kreativität konstruktiver Köpfe«)