»Good evening, life is too short to be sad«, lauten die Worte, die die Figur mit groß-geschminkten Lippen offenbart. Sie regt sich im Takt der abendlich-ruhigen Jazzklänge und im strahlenden Scheinwerferlicht. Mit vereinnahmenden Timing und Gestik wirkt die Figur gebrochen, ihre Mimik offenbart, dass sie etwas zurückzuhalten vermag und so unterläuft sie sogleich ihre Worte. Wie sie die Erwartungen bricht, weckt sie gleichsam Neugier. Und sie ist nur eine von den vielen faszinierenden Portraitierten aus Jana Rothes Dokumentation »Clown*esses«.
Sie zeigen sich mit oder ohne roten Nasen, mit Gel in den Haaren oder ohne, mit Babyhaube oder Propellerhut, mit echten Zähnen zwischen den rotgeschminkten Lippen, mit gelb-schwarzem Gebiss zwischen der verschmierten Schminke, mit lachenden Augen, mit weinenden Augen – die Clown:innen sind es, die alles tun können, dürfen, wollen. Im Schutz der Kunstfigur, wie sie es beschreiben, ließe sich mehr erlauben. Absurdität sichtbar zu machen und bestenfalls darüber lachen zu können, bisweilen sogar das Leben auszulachen, begeistert sie. So spielen sie mit Rollenvorstellungen, die die Gesellschaft hegt; beispielsweise wenn es um Identität, Zugehörigkeit und Heimat geht. Ausdrucksstarke Clownerie spricht aus den Portraitierten, die sie als Ausprobieren, Spielen und Experimentieren beschreiben, dass es dafür weit mehr Bühnen als im Zirkus oder Varieté gibt, steht längst außer Frage.
Die ruhigen Bilder der Dokumentation geben Zeit, die Masken, die Kostüme, die Bewegungen, die Mimik und Gestik zu bestaunen. In jeder kleinen Regung und Überlegung steckt eine Energie, die die Clown:innen bewegt. Eine Person bastelt eine Spieluhr aus Puppengliedmaßen, die sie aufzieht und zum Rotieren bringt. Eine weitere tapeziert ein lebensgroßes Portrait an eine Hauswand, eine andere brüllt über schrammelnde Punkmelodien »Stress mit dem Patriarchat« und »Stress mit der Welt«. Sie alle eint die Suche danach, was sie als Clown erstaunen könne. Dabei spielen sie leichtfertig mit ihrer Utopie, suchen nach der besten aller möglichen Welten.
Bezaubernd und offenherzig blickt Jana Rothe und ihr Team auf die Clown:innen aus vielen Ländern, die sich ganz unterschiedlicher Ästhetik bedienen, die ganz verschiedene Fragen antreibt und allesamt anregend sind. Man schaut ihnen gerne beim Träumen und Spielen zu. »Es hat so etwas Zwischen-den-Welten-Liegendes, dann sind wir halt nicht mehr in diesem System, sondern in einer Spielwelt. Wir können dann einfache diese Regeln brechen. Yeah I think that we are born trickster. Because from the beginning, when we come to this world, we have a lot of ›No‹. So, if you want to live your life as you want, you need to trick patriarchy. You need to be trickster.« Klar, dem unvergessenen Reiz der Clownerie wohnt auch eine politische Dimension inne.
Bedarf es der Suche nach einem eigenartigen, seltsamen und flirrenden der Clownerie? Ja! Jana Rothes Dokumentarfilm »Clown*esses« setzt den Spieltrieb, die Körperlichkeit, das Traumhafte und dem Drang nach Außeralltäglichen wundervoll in Szene. CLAUDIA HELMERT
»Clown*esses«: D 2023 | 22 min | R: Jana Rothe | Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm | Deutsch, Türkisch, Englisch | Englische UT | Weltpremiere
Passage Kinos Wintergarten: 09.10., 15.00 Uhr (Teil der Kompilation »Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 1«) Cinémathèque: 10.10., 18.00 Uhr (Teil der Kompilation »Schreit es raus! «) Cinestar 2: 13.10., 14.30 Uhr (Teil der Kompilation »Schreit es raus!«) Passage Kinos Astoria: 14.10., 11.30 Uhr (Teil der Kompilation »Schreit es raus! «)
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