»Granny’s Sexual Life« von Urška Djukić, Émilie Pigeard
Als Mädchen erlebte Vera mit, wie ihr Vater ihre Mutter sexuell missbrauchte. Später ist sie selbst Gewaltopfer und spricht als Großmutter über ihr Erleben von Ehe und Sexualität. In Veras fiktiver Figur finden die Erlebnisse mehrerer slowenischer Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammen. Gesammelt hat sie Milena Miklavčič, die – aufgewachsen in den späten Fünfzigern – den Nachhall der Zeit, als die Frau ihrem Mann gehorsam zu sein hatte, ebenfalls zu spüren bekam. Die Erinnerungen von mehr als 1.500 Menschen, vorwiegend Frauen, brachte sie in Buchform heraus (»Ogenj, rit in kače niso za igrače«, etwa: »Spiel nicht mit Feuer, Arsch und Schlangen«), mehrere Bände, die den Regisseurinnen Urška Djukić und Émilie Pigeard als Grundlage für Vera und »Granny’s Sexual Life« dienen.
Vera steht in einer kindhaft-naiven Welt aus Buntstiftzeichnungen, die das Alltagsleben zwischen Landwirtschaft, Hausarbeit und Kinderkriegen überdreht und surreal animieren. Die Bilder sind mit effektvollen Geräuschen unterlegt (Sound: Julij Zornik, Musik: Tomaž Grom) – das Plopp zum Beispiel, wenn mal wieder ein Kind geboren wird, oder das Lachen von Kindern, das leicht ins Gruselige kippen kann. Ihren Platz erhalten die Düsternis, die all dem innewohnt, und die Sünden, die die Kirche auf sich geladen hat. FRANZISKA REIF
»Granny’s Sexual Life«
R: Urška Djukić, Émilie Pigeard
Fokus: Slowenische Dokumentarfilme nach 1991
Slowenien, Frankreich 2021
Slowenisch, UT Englisch
13 Minuten
11.10., 15 Uhr, Passage Kinos Wintergarten (zusammen mit »Slices of Time«)