DOK Leipzig 2020 Dok-Spotters

Allein unter Millionen…

Dok Spotters: »Eine einsame Stadt« (Nicola Graef, 2019)

Isoliert, unverstanden, niedergeschlagen – diese Stimmungen hat jeder von uns schon mal erlebt. Es scheint schier unmöglich, allein etwas daran zu ändern. Aber muss das bedeuten, dass Einsamkeit etwas Endgültiges ist? 

Inmitten von 3,8 Millionen Menschen, zwischen Clubs und Bars, dort wo das Leben pulsiert:

Berlin ist die Partymetropole und doch porträtiert Nicola Graef in ihrem Dokumentarfilm »Eine einsame Stadt« verschiedene Facetten der Einsamkeit, einmal quer durch die Bevölkerung. Egal ob alt oder jung, verheiratet oder alleinerziehend: Dieser Film lässt sonst ungehörte Stimmen zu Wort kommen, gibt Raum zum Nachdenken und zeigt das bedrückende Gefühl.

Doch Einsamkeit gibt es nicht nur in Berlin. Auch die Kinobesucher der Weltpremiere von »Eine einsame Stadt« in Leipzig haben ihre ganz eigene Vorstellung von diesem Gefühl:  »Einsamkeit macht hilflos«, sagt eine junge Frau. Eine andere findet: »Alleinsein ist okay, einsam ist definitiv und nicht so schnell veränderbar.« 

Das Gefühl von Einsamkeit macht sich auch beim Betreten des Kinosaals breit, als wir feststellen müssen, dass wir die Besucher an einer Hand abzählen können. Corona hat viel verändert – für alle Kulturschaffenden, die Kinos und auch für uns selbst. Plötzlich werden aus persönlichen Gesprächen WhatsApp-Nachrichten oder Video-Calls. Die innige Umarmung muss dem Ellenbogen-Check weichen. Intimität ist für uns ein Luxusgut geworden. 

Obwohl es heute so einfach ist wie nie zuvor mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, machen uns die sozialen Netzwerke manchmal einsamer statt uns zusammen zu bringen.  Wir wollen teilhaben und Zeit mit unseren Freunden verbringen. Doch stattdessen sitzen wir allein zu Hause und starren auf unsere Smartphones. Wir haben das Gefühl, etwas zu verpassen, fühlen uns abgespalten und bedrückt. Aber diese Einsamkeit ist keinesfalls endgültig, es gibt Hilfe und Wege hinaus. Das vermittelt uns auch »Eine einsame Stadt”«und gibt damit eine hoffnungsvolle Perspektive. Das können wir auch gut gebrauchen: der nächste Lockdown steht schließlich schon vor der Tür.

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