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Wo ist das Geld, Lebowski?

»Take the money and run« von Ole Juncker

Was ist Kunst? Diese Frage ist natürlich scher zu beantworten, aber was im Kunsten Museum of Modern Art in Aalborg hängt, hat sicherlich einige Argumente auf seiner Seite, um Kunst genannt zu werden. Der dänische Konzeptkünstler Jens Haaning hat dort auch schon ausgestellt, und zwar echte Banknoten, die das dänische und das österreichische jährliche Durchschnittseinkommen darstellen sollten. 2021 wurde er beauftragt, das Kunstwerk zu reproduzieren. Aber was ein echter Jens Haaning ist, wird nicht reproduziert. Deshalb schickte er zwei leere Rahmen an das Museum, betitelt »Take the money and run«. Die rund 500.000 Dänische Kronen, die ihm das Museum Reproduktion zur Verfügung gestellt hatte, hat er stattdessen kurzerhand behalten. Oder sonst was damit gemacht, ganz klar ist es nicht. Sicher ist nur, dass Haaning das Geld nicht mehr hat, als das Museum droht, ihn zu verklagen, sollte er das Geld nicht zurückgeben.

Für ihn ist die Aktion die Kunst, der Wert des Geldes ist für ihn laut eigener Aussage nebensächlich. Und so sieht man einen trotz der drohenden Klage recht unbeschwerten Jens Haaning mit seinen Hunden spazieren gehen, Witze über seine Kunst reißen und das alte Posthaus auf der Insel kaufen (mit welchem Geld? Unklar!). Haaning ist vollkommen überzeugt davon, im Recht zu sein und mit seinem Vertragsbruch erst Kunst geschaffen zu haben, durch die Rückgabe des Geldes würde sein Kunstwerk zerstört werden. Das Publikum kann sich nun selbst ein Bild machen, was Kunst bedeutet, die rechtliche Frage wird erst zum Ende hin beleuchtet. Haaning macht einem die Entscheidung aber trotz seiner eigenen Überzeugung nicht gerade leicht, ein Sympathieträger ist er nämlich nicht. Er scheint gar keine Lust zu haben, sich mit seiner Aktion auseinander zu setzen, sondern erklärt einfach seine Sichtweise auf die Kunst zu richtigen. Trotzdem leidet er doch unter dem Druck, den der Prozess auf ihn ausübt und handelt immer wieder impulsiv, für seine Umwelt und auch für das Publikum ist das mit der Zeit ziemlich anstrengend. Spannend ist der Film durch den Konflikt natürlich, ganz so unterhaltsam wie man annehmen möchte leider nicht. Die Frage, was Kunst, was nur ein Geschäft und was ganz einfach Trickbetrug und damit ein Verbrechen ist, macht den Film aber doch über die gesamte Laufzeit sehenswert. ALEXANDER BÖHLE

»Take the money and run«

Publikumswettbewerb

Ole Juncker

Dänemark 2025, 82 Minuten

https://www.dok-leipzig.de/film/take-money-and-run/programm

31.10., 17 Uhr Schaubühne Lindenfels

02.11., 20 Uhr CineStar 4

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